Die Suche nach dem Katzenhimmel

Mai 12, 2009 at 7:58 am (Nachdenklichkeiten)

Manchmal im Leben bringen die unpassensten Situationen wirklich die absoluten Kuriosiäten unserer Gesellschaft hervor: Gestern habe ich eine besonders liebe Freundin zum Tierarzt begleitet, da ihr kleiner Kater  sich einen nicht heilbaren und offensichtlich tödlichen Virus eingefangen hatte und es nun wohl Zeit für ihn war, sich auf in den Katzenhimmel zu machen (Ich war wirklich erstaunt, wie sehr mich das berührt hat, ich stehe Katzen an sich sehr kritisch und argwöhnisch gegenüber. Ich mag Hunde. Und Schafe. Und Pinguine, die sind immer gut gekleidet).

 

Also gut, der Kleine schlief nun ein und die Ärztin fragte, ob man ihn denn zu Hause im Garten begraben wolle. Ich dachte immer, für „das Danach“ sorgen die Praxen, naja, falsch gewickelt, denn als meine Freundin sagte, sie möchte ihn gerne hier lassen, kam die Dame mit einigen Hochglanzbroschüren über Bestattungsunternehmen für Kleintiere zurück: Beisetzung, Einäscherung im Einzel- oder Sammeldurchgang, Bilder von einem wunderschönen Hof mit Rosenbeeten, wo die kleinen Lieblinge ihre letzte Ruhe finden können. Rosenhof und ähnliche Namen haben solche Institute und erinnern eigentlich eher an die gepflegte Anlage einer Seniorenresidenz (sagt uns diese Ähnlichkeit etwas? Ist es Zufall, dass Häuser für alte Menschen oft in der Nähe eines Friedhofes stehen… Fragen über Fragen…).

 

Mal ehrlich wie krank ist unsere Gesellschaft? Ich war richtig gehend irritiert und habe diese Broschüren in einem solchen Moment nicht nur als unangebracht, sondern schlichtweg als lächerlich empfunden. Auf einer Seite waren kleine Urnen abgebildet mit dem Schriftzug „Rex“! Schlimm genug, dass die kleine Ratte von Paris Hilton Rüschen tragen muss, aber was bitte hat das ganze mit Normalität und gesundem Menschenverstand zu tun? Ich bin immer noch ganz mitgenommen von der Vorstellung, dass ein grosser, dunkelhhaariger, seriöser Kerl die Urne mit de Asche meiner geliebten Tessa im Rosengarten beisetzt… Aaaaahh!

Korrigiert mich, wenn ich mich irre – aber treibt so etwas nicht die Störungen der Angemessenheit von Bindungen in unserer Gesellschaft auf die Spitze?

 

Ich war erleichtert, dass der kleine Kater nicht zum Rosenhof musste. Und eins muss ich an dieser Stelle wirklich mal sagen: Er und seine kleine Weggefährtin sind ernsthaft die ersten Katzen in meinem Leben, die ich wirklich ins Herz geschlossen habe. Kleiner Kerl ich wünsche dir eine gute Reise in den Katzenhimmel. Grüss Luther, Moses und Blackjack von mir.

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Der Zwang der Emanzipation

April 28, 2009 at 8:11 pm (Nachdenklichkeiten)

Ich fahre ja viel mit dem Bus. Und Busfahren regt zum Nachdenken an, besonders wenn man von latenten Übelkeitsgefühlen beim Lesen in öffentlichen Verkehrsmitteln geplagt wird (was mich echt ärgert, so viel vergeudete Zeit, die man in gute Geschichten investieren könnte…) und die Menschen um einen herum doch oft so interessant sind, dass man sich schlecht auf ein Hörbuch konzentrieren kann… seid ihr schonmal morgens vor sechs Uhr in dieser Stadt Bus gefahren… das bekommt „Zombie-Town-Mainz“ eine ganz andere Bedeutung und ihr werdet nie wieder schlecht über den Kaffeestand am Bahnhof sprechen…

Ich schweife ab. Heute galten im Bus meine Gedanken RedHeadJus Kommentar zum letzten Beitrag.

Kürzlich habe ich von einer guten Freundin – passend zur allgemeinen Lebenslage – das Buch „Das Uschi-Prinzip. Von allem nur das Beste. Wie Frauen bekommen was sie wollen.“ ausgeliehen bekommen. Ich muss hiermit – natürlich um meine Ehre als intellektuelle Frau mit Hochschuabschluss (*hust*) zu retten – sagen, dass ich das Buch zur Seite gelegt habe, bevor ich über die Mitte hinaus war. Zusammenfassend lässt sich die Aussage dieses Buches so ziemlich genau auf folgendes reduzieren: Frauen dieser Welt, tragt HighHeels und stellt auch dumm und lächelt, damit die Männer in eurer Umgebung euch als Frauchen wahrnehmen und euch alle Aufgaben, die euch nicht liegen abnehmen. Sie fühlen sich dadurch gebraucht und geschmeichelt.

Mädels ist das wirklich die Welt, wie sie funktioniert? Erliegen wir den Zwängen unserer Alice-Schwarzer-gesprägten Hippiemütter, die uns beibrachten, dass wir alles selbst können? Ist der wirkliche intelligente Schritt der Emanzipation, Männer so zu manipulieren, dass sie das tun, was wir gerne hätten?

Ich mag es bezweifeln… ganz ehrlich? Ich schlepp lieber fünfzig Wasserkisten allein, als dem selbstgefälligen Lächeln meines arroganten Nachbarn ausgesetzt zu sein. Ich habe nichts gegen produktive Arbeitsteilung, wenn das bedeutet, dass der Mann neben mir die Wäsche gern für mich bügelt und ich dafür unter seinem Auto liegen darf. Das ist gesellschaftlich funktional und vernünftig. Ich muss nicht alles selbst können. Aber muss ich meine Alt-68er-Erziehung wirklich an den Nagel hängen, nur um es ein bisschen einfacher im Leben zu haben? Oder ist es nicht gerade schön, die eigenen (Un-)Fähigkeiten voll und ganz auszuleben?

 

Was meint ihr dazu?

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